Mühlenrad

 


Aus den Hellbergen
 

Einige Impressionen aus den Hellbergen, Zichtauer Bergen oder auch liebevoll Altmärkische Schweiz genannt

Die Zichtauer Berge oder auch Hellberge genannt liegen nördlich von Gardelegen zwischen den Orten Zichtau, Wiepke, Estedt, Breitenfeld und Schwiesau. Hier schufen die Gletscher der Saaleeiszeit vor über 120 Tausend Jahren ihr bedeutendstes Denkmal in der Altmark. Mehrere Male nacheinander schob das mächtige Eis in diesem Raum riesige Sand-, Schutt- und Geröllmassen gegeneinander und aufeinander. Zurück blieb eine Endmoränenlandschaft mit für das norddeutsche Flachland bemerkenswerten Höhenunterschieden. Während das Tal der Milde bei Wiepke ca. 31 m über NN liegt, ragen die höchsten dieser Sandberge bis zu 160 m auf.

Drei Eisrandlagen in geringem Abstand zueinander sind nachgewiesen und noch heute in den einzelnen Hügelketten um Zichtau erkennbar. Die Schmelzwässer der Gletscher hinterließen in ihren Abflussbahnen tief eingekerbte Täler, hier als "Gründe" bezeichnet. Das entstandene Relief der Landschaft erinnert fast an eine Mittegebirgslandschaft. Die landläufige Bezeichnung Hellberge, wobei "Hell" seinen Ursprung in der einstigen Bedeutung als "schräg" oder "hängig" hat, unterstreicht diesen Eindruck. Auch der Name "Altmärkische Schweiz" ist für dieses Gebiet weit bekannt. Die eiszeitliche Entstehung aus Endmoränenschutt ist der Grund für die überwiegend sandigen, kiesigen Böden. An einigen Stellen bei Wiepke und Zichtau befinden sich im Untergrund auch Mergelvorkommen aus dem Tertiär, die durch die Gletscher an die Oberfläche gedrückt wurden. Der Mergel wurde in der Vergangenheit für Düngezwecke abgebaut. Dabei kam auch manch versteinerter Seeigel mit ans Tageslicht. An die eisigen Zeiten der Erdgeschichte erinnern noch einige mannsgroße, vom Eis rundgeschliffene Findlinge aus nordischem Granit. überall verstreut findet man auch kleinere oder größere Steine gleicher Herkunft. Dieser "Steinreichtum" wurde früher zum Straßen- oder Kirchenbau verwendet.



Offene Gewässer sind in der kargen Landschaft sehr selten. Quellgebiete, Bäche, Moore oder kleine Teiche gibt es nur in den Randbereichen der Endmoränen, so bei Zichtau oder Wiepke.
Von Natur aus waren die Hellberge mit einem Wald aus Eichen und Birken bewachsen, in Tallagen oder auf lehmigem Untergrund dürften überwiegend Rotbuchen und teilweise auch Hainbuchen typisch gewesen sein.

Seit der Steinzeit gibt es Nachweise für eine Besiedlung durch Menschen. Erst viel später veränderten diese die Natur erheblich durch den Raubbau am Wald. Infolge Rodungen, Waldweide oder Streunutzung waren zum Ende des Mittelalters große Bereiche in eine waldfreie Steppenlandschaft umgewandelt. Hier dominierten Besenheide, Gras, Ginsterarten, Birken und einzelne "masttragende", das heißt fruchttragende Eichen und Buchen für die Tierfütterung. Es ist ein Verdienst des Amtmannes Solbrig aus Zichtau, der nach 1817 mit der Aufforstung der kahlen Zichtauer Berge begann. Heute sind allein der Eindruck der mit Kiefern bewaldeten Höhen und der mit Eichen, Rotbuchen, Erlen und Eschen bestandenen Talsenken ein besonderes Erlebnis.
Der Wald wird vor allem im östlichen Randbereich bei Wiepke und um Zichtau herum durch Wiesen und Felder unterbrochen, so dass das Landschaftsbild hier mit am abwechslungsreichsten ist.
Seit 1964 sind die Hellberge Teil des 10.800 ha großen Landschaftsschutzgebietes "Zichtauer Berge - Klötzer Forst".

Die Zichtauer Berge eignen sich als ideales Wandergebiet sehr gut für eine naturbezogenen Erholung. Besonders interessant ist das Gebiet um den Stakenberg, aber auch nördlich von Zichtau, z.B. bei "Himmel und Hölle".

Bemerkenswertes aus Natur und Landschaft

Elf Quellen: Die ist ein kleines Quellmoor bei Wiepke, auf dem Weg zum Stakenberg. Herrlicher alter Buchenbestand mit zahllosen Spechthöhlen. Hier entspringt der Wiepker Bach, die Beeke, mit ihrem ursprünglichen Bachverlauf.

Endmoränen: Hohe, bewaldete eiszeitliche Sand- und Kiesberge. Besonders ausgeprägt um den Stakenberg (148 m ), den Dachsberg (120 m), den Langenberg (160 m) und um Zichtau herum.

Findlinge: Die größten "nordischen Riesensteine" findet man nördlich von Zichtau. So am Ortsrand (Bungalowsiedlung), auf der Höhe von "Himmel und Hölle", in der Zichtauer- und Jemmeritzer Heide und am Stakenberg.

Himmel und Hölle: Steile Endmoränenkuppe nordöstlich von Zichtau mit alten Buchen im Tal und alten Eichen und einem Findling auf dem Berg, dem "Himmel".

Naturdenkmale: 16 Naturdenkmale sind als solche geschützt, darunter uralte Bäume, riesige Findlinge u.a.. Das größte ND ist die gewaltige "Ferchel-Eiche" der im 18. Jh. wüst gefallenen Ortschaft Ferchel. Die dicksten sind die Bäume des "Lindendoms" im alten Zichtauer Park, die schwersten die Findlinge bei Zichtau und Jemmeritz.

Pflanzen: Bemerkenswerte Arten sind Adler- und Tüpfelfarn, Bärlapparten, Breitblättriger Merk, Rankender Lerchensporn, Sandstrohblume, Ackerfilzkraut, Besenheide, mehrere Ginsterarten. Die großen Heidelbeerbestände sind in der Altmark einmalig! Pilze gibt es von Pfifferling bis zum Steinpilz.

Tiere: Eine kurze Aufzählung seltener Arten: Feuersalamander, Teich- und Kammmolch, Kreuzkröte, Laub- und Moorfrosch, Zaun- und Waldeidechse, Hirschkäfer und ödlandschrecke, Ziegenmelker, Schwarz-, Grün-, Buntspecht, Neuntöter, Raubwürger, Hohl- und Turteltaube.





Bilder und Text überwiegend und mit freundlicher Genehmigung von Bernd Wolterstorff (Altmarkkreis Salzwedel - Umweltamt)

 
 
 
 
 
   
  
 

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